Meinung

Quote kann nicht gerecht sein

Wann immer im politischen Berlin »historische« Erfolge zelebriert werden, ist die SPD nicht weit. Schon beim Mindestlohn handelte es sich laut SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi um eine »historische Leistung«. Nun folgte mit der Frauenquote gemäß Familienministerin Manuela Schwesig ein nicht minder »historischer Schritt«. Mehr noch: Der sozialdemokratische Justizminister Heiko Maas beförderte das Gesetz gar zum »größten Beitrag zur Gleichberechtigung seit Einführung des Frauenwahlrechts«.

Fraglich bleibt, inwiefern zu 30 Prozent weiblich besetzte Aufsichtsräte in 108 börsennotierten Unternehmen eine vergleichbar zivilisatorische Errungenschaft wie das Frauenwahlrecht darstellen. Unstrittig dagegen ist Folgendes: Das Wahlrecht ist zunächst einmal ein Grundrecht. Das Recht auf Eigentum und dessen Schutz ebenfalls – das gilt auch für Anteile an DAX-Unternehmen, die wiederum mit einem Stimmrecht für die Wahl des Aufsichtsrats einhergehen. Ein Grundrecht auf einen Posten existiert indes nicht.

romantik Doch derlei Hauptsächlichkeiten verschwinden rasch hinter dem Nebel der Romantik, der dieses Thema umgibt. Da wird starre Ergebnisgleichheit – denn nichts anderes erzeugt die Quote – mal eben in gut klingende »Gleichberechtigung« umetikettiert. Vater Staat weiß ohnehin am besten, was Unternehmen und Frauen guttut. Personalfragen jedoch sollten stets individuell beantwortet und als Summe verschiedener Faktoren betrachtet werden. Wer das bessere Paket bietet, kommt weiter – unabhängig vom Geschlecht. Denn wo Unternehmen frei nach Erfolg streben, rentiert sich Diskriminierung nicht.

Die Macher der Quote reduzieren derlei Prozesse indes nicht nur auf das Geschlecht, das ihnen zufolge eigentlich keine Rolle spielen sollte. Sie sind auch dem Glauben anheimgefallen, von Berlin aus individuelle Entscheidungen in verschiedenen Unternehmen pauschal besser treffen zu können als die unmittelbar Beteiligten.

Ob Ministerin Schwesig es damit in die Geschichtsbücher schafft, bleibt abzuwarten. Das quotierte Frauenbild, wonach Aufsichtsratsposten bei Nicht-Erfüllung der Quote unbesetzt bleiben und eine Frau demnach so viel wie ein leerer Stuhl zählt, dürfte dagegen schon jetzt als historisch gelten.

Die Autorin ist freie Journalistin in München.

Gazastreifen

US-Sondergesandter besucht GHF-Verteilzentren

Steve Witkoff bezeichnete die Arbeit der Gaza Humanitarian Foundation als »unglaubliche Leistung«

 01.08.2025

Deutschland

Merz will nach Wadephul-Bericht über Israel-Politik entscheiden

Der Bundeskanzler wird am Samstag mit dem Außenminister sprechen

 01.08.2025

Meinung

Linke Solidarität und das Bedürfnis, im richtigen Club zu spielen

Die deutsche Linke ist bemerkenswert selektiv: Während sie der Ukraine zu Recht ihre Souveränität zubilligt und den russischen Angriffskrieg verurteilt, scheint für Israel ein anderes Regelwerk zu gelten

von Serdar Somuncu  01.08.2025

Migration

Psychologe Mansour: Zunächst die Menschen integrieren, die da sind

Mansour spricht sich für eine massive Begrenzung der Migration nach Deutschland bis hin zur vorübergehenden Schließung der Grenzen aus

von Julia Pennigsdorf  01.08.2025

Niedersachsen

Hannover will Kinder aus Gaza und Israel aufnehmen

Getragen wird die Initiative von einer ungewöhnlichen Allianz aus Stadt, jüdischer und palästinensischer Gemeinde

von Kilian Genius  01.08.2025

Nahostpolitik

»Adenauer und Kohl würden sich im Grabe umdrehen«

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter rügt in der ARD die mangelnde Solidarität Deutschlands mit Israel

von Michael Thaidigsmann  01.08.2025

Justiz

Jüdische Organisationen fordern von Israel Gesetz gegen weltweiten Antisemitismus

In einem Brief an Justizminister Yariv Levin verlangen sie, das Judenhass und die Verfolgung israelischer Soldaten auch außerhalb Israels unter Strafe gestellt werden

 01.08.2025

Israel

Freundschaft auf dem Prüfstand

In Jerusalem redet Bundesaußenminister Johann Wadephul den Israelis ins Gewissen: Die humanitäre Lage in Gaza muss sich fundamental verbessern. Andernfalls könnte Deutschland bald Konsequenzen ziehen

von Joshua Schultheis  01.08.2025

Vor 100 Jahren

Als der Ku-Klux-Klan durch Washington marschierte

Vor 100 Jahren sahen Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus anders aus als heute in der Ära Trump: Im August 1925 versammelte sich der Ku-Klux-Klan zu seinem größten Aufmarsch in der US-Hauptstadt Washington

von Konrad Ege  31.07.2025